Gedenkveranstaltung 27. Januar 2024

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Freundinnen, hiermit laden wir Sie/Euch herzlich zur Gedenkfeier am 27. Januar 2024 am Mahnmal für die verfolgten Sinti und Roma am Friedhofsweg um 12 Uhr ein.

Zum ersten Mal nach 1945 werden am 27. Januar die Namen der Opfer der Sinti aus dem Raum Oldenburg öffentlich gelesen.

Am Mahnmal werden reden:

Bürgermeisterin Petra Averbeck,

Christel Schwarz, Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V.

Weihbischof Wilfried Theising aus Vechta.

Danach findet in der Auferstehungs-Kirche, Friedhofsweg 75, die Namenslesung der in das Vernichtungslager deportierten Sinti und Roma statt.

Herr Pastor Michael Trippner wird ein Grußwort halten. 

IHRA-Arbeitsdefinition Antiziganismus

Die IHRA-Arbeitsdefinition von Antiziganismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) wurde 2020 von den 34 IHRA-Mitgliedstaaten beschlossen. Deutschland war 2021 das erste Land, das die Definition auf nationaler Ebene angenommen hat. LINK

Die Deutsche Bahn (2022) nimmt Arbeitsdefinition von Antiziganismus IHRA an. LINK

29. 01.2023 Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine Erklärung zur Bekämpfung von Antiziganismus und zur Zusammenarbeit mit Sinti und Roma abgegeben. Die Erklärung basiert auf der Arbeitsdefinition von Antiziganismus der IHRA. LINK

27. 01.2023 Vereinbarung „Gemeinsam gegen Antiziganismus – Erklärung des Bundeskriminalamts und des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zur künftigen Zusammenarbeit“ unterzeichnet. Grundlage bildet die Arbeitsdefinition von Antiziganismus die das BKA aus diesem Anlass anerkennt. LINK

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes legt in ihrer Tätigkeit zur Diskriminierung von Sinti und Roma zukünftig offiziell die Arbeitsdefinition „Antiziganismus“ der IHRA zugrunde. LINK

17.01.2024 Die katholische Kirche in Deutschland will ihre Rolle bei der Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma in der NS-Zeit wissenschaftlich umfassend aufarbeiten lassen. LINK

27. Januar 2023 Holocaustgedenktag

27. Januar 2023, 13 Uhr, Friedhofsweg am Gedenkstein

Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Seit 1989 organisiert der Freundeskreis der Sinti und Roma in Oldenburg e.V und seit Bestehen das Anna-Schwarz-Haus am 27. Januar eine Gedenkfeier für die deportierten Sinti-Familien aus dem Nordwesten. Auch in diesem Jahr wird am 27. Januar, der 74 Sinti gedacht, die im März 1943 vom Ziegelhof in Oldenburg über den Bremer Schlachthof nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Die Gedenkfeier ist öffentlich und findet diesmal um 13 Uhr am Gedenkstein am Friedhofsweg statt.

Danach findet im Landesmuseum Natur und Mensch am Damm um 14 Uhr eine Veranstaltung statt:

Vortrag Oldenburg

Aus dem Moor ins KZ

Skizzen zur Bedeutung der Torfwerke für die Zwangsarbeit von Sinti und Roma in der Weser-Ems-Region in der NS-Zeit

Eine Veranstaltung aus Anlass des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus in der Dauerausstellung des Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg vom Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V. in Kooperation mit dem Anna-Schwarz Haus, Kulturhaus Oldenburger Sinti und Roma

Einleitendes Geleitwort von Christel (Menni) Schwarz vom Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V. 

Vortrag von Dr. Hans Hesse und Musik von der Band "Sinti Swing Oldenburg“ 

Der Vortrag wird zwei Orte im Weser-Ems-Gebiet behandeln, die als Schwerpunkte der NS-Verfolgung der Sinti und Roma angesehen werden können: Oldenburg und das Gebiet rund um Edewecht und Edewechterdamm. Aus beiden Orten wurden sowohl im Mai 1940 als auch im März 1943 Sinti und Roma in Konzentrationslager in von der deutschen Wehrmacht besetzte Teile Polens deportiert. Für das Gebiet rund um Edewecht und Edewechterdamm gilt die Besonderheit, dass es die Torfwerke und ihr Arbeitskräftebedarf waren, die dazu führten, dass zahlreiche Sinti und Roma dort zur Zwangsarbeit herangezogen wurden.
Der Vortrag geht auf diese historische Besonderheit ein und präsentiert die neuesten Forschungsergebnisse zur Thematik.
 Da es sich bei dem Gedenktag am 27. Januar um den Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau handelt, wird ein weiterer Schwerpunkt das sogenannte "Zigeunerfamilienlager" in Auschwitz-Birkenau sein. 

Kaffee, Tee und Kuchen gibt es im Foyer des Museums

Die Veranstaltung wird gefördert im Programm „360° - Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes.

Den Opfern gewidmet Gedenkbücher für Sinti und Roma

 

Vortrag am 18. Mai, 16 Uhr im Marmorsaal, Schloss

Unsere Vereine Oldenburger Sinti_zze und Rom_nja haben seit einigen Monaten Kontakt zum Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, zwecks Änderung der Ausstellung zu Raum 9 Nationalsozialismus (Sinti und Roma).
Mit Herrn Dr Hans Hesse konnten wir einen Wissenschaftler gewinnen, nicht nur einen Vortrag im Marmorsaal zu halten, sondern seine Arbeit einer Gedenkbuchreihe der NS-Verfolgung der Sinti und Roma auf Nordwestdeutschland aus zu weiten. Wie auch gerade mit dem Oldenburger Stadtmuseum auf einer Veranstaltung geschehen, ist es nötig die Sichtbarkeit unserer Minderheit im Jetzt und in der Geschichte von Vorurteilen und wissenschaftlichen Verurteilungen zu befreien und das Gedenkbuch ist ein wichtiger Schritt dazu. Link Stadtmuseum OL

Den Opfern gewidmet - Gedenkbücher für Sinti und Roma.
Vom 16. bis zum 20. Mai 1940 wurden in Nordwestdeutschland ca. 150 Sinti und Roma verhaftet und über Bremen, Bremerhaven und Hamburg in das von der deutschen Wehrmacht besetzte polnische Gebiet deportiert. Diese bislang wenig beachtete Deportation wurde im letzten Jahr erstmals in einem Gedenkbuch, herausgegeben von dem Stadtarchiv Bremerhaven und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, aufgearbeitet. Der Autor dieses Gedenkbuchs, der Historiker Dr. Hans Hesse, wird am 18. Mai im Oldenburger Schloss dieses Gedenkbuch vorstellen.

Dieses Gedenkbuch ist der erste Band einer auf mehrere Ausgaben konzipierten Gedenkbuchreihe, die sich mit der NS-Verfolgung der Sinti und Roma in Nordwestdeutschland beschäftigt.

HansHesseBuch II

Der zweite Band erscheint im September. Er behandelt die Deportation im März 1943. Ca. 300 Sinti und Roma aus Nordwestdeutschland wurden auf dem Bremer Schlachthof für einige Tage interniert und dann, zu drei Transporten zusammengestellt, in das so genannte „Zigeunerfamilienlager“ Auschwitz-Birkenau deportiert.
Dr. Hans Hesse wird auch diesen Band vorstellen.
Des Weiteren wird er eine Initiative, die er zusammen mit dem Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V. und dem Anna-Schwarz-Haus in Oldenburg plant, vorstellen. Ziel dieser Initiative soll ein dritter Band in dieser Gedenkbuchreihe sein, der sich ausschließlich mit der NS-Verfolgung von Sinti und Roma im Weser-Ems-Gebiet befasst.

Langer Kampf um Gerechtigkeit mit Friesland-Taler gewürdigt

Engagement Landkreis ehrt Christel Menni Schwarz – Sinti und Roma als Opfer des NS-Regimes rehabilitiert


Neuenburg/js – Er gilt als Mahner und Mittler, er sucht nicht nach Schuldigen, sondern will die Erinnerung erhalten – und vor allem will er eines: versöhnen: Christel Menni Schwarz (73). Der Vorsitzende des Oldenburger Freundeskreises der Sinti und Roma ist im Neuenburger Schloss mit dem Friesland-Taler ausgezeichnet worden, der höchsten Ehrung des Landkreises.
Der Geehrte, so der stellvertretende Landrat Fred Gburreck, habe es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dass der Völkermord an den Sinti und Roma auch in Friesland als das benannt wird, was er ist: „ein Jahrhundert-Verbrechen“. Gburreck erinnerte daran, dass Sinti und Roma lange um ihre Anerkennung als Opfer des NS-Regimes und um ihre Rehabilitation kämpfen mussten. Vielfach seien nach 1945 falsche Anschuldigungen zur Abwehr berechtigter Entschädigungsansprüche herangezogen worden. Dass nach Jahren der Verdrängung und des Leugnens „auch für diese Bürger Frieslands ein würdiges Erinnern etabliert wird“, sei auch Schwarz’ „Kampf um Gerechtigkeit“ zu verdanken.
Er habe mit seinem unermüdlichen Handeln dafür gesorgt, dass in Zetel-Bohlenbergerfeld – am Ort der Deportation von Familie Frank-Franz – eine Gedenkstele anlässlich der „Erinnerungsorte in Friesland“ errichtet wurde.
Unweit der Stele, an der Horster Straße/Ecke Eschstraße, lebten Angehörige von Schwarz: Grete Frank, ihr Ehemann, der Artist Georg Frank sowie ihre sechs Kinder im Alter von vier bis 13 Jahre. Am 8. März 1943 wurde die ganze Familie in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
Wie sehr Sinti und Roma in der NS-Zeit gelitten haben, weiß Schwarz, der in Bockhorn geboren wurde und heute in der Nähe von Oldenburg lebt, aus Erzählungen seiner Eltern. Mutter Margot Franz durchlitt die KZ Auschwitz-Birkenau, Flossenbürg und Buchenwald und musste die Ermordung ihrer Angehörigen in den Gaskammern miterleben. Vater Friedrich wurde 1938 in Jever verhaftet und war bis 1945 im KZ Sachsenhausen.
2019 besuchte Christel Menni Schwarz mit Familienangehörigen das „Zigeunerlager“ im KZ Auschwitz. Dabei entstand die viel beachtete Dokumentation „Spurensuche“ von Filmemacher Michael Telkmann und Kameramann Omid Mohadjeri. Die Reaktion des heute 73-Jährigen nach der Filmpremiere im Januar 2020 in der jeverschen „Filmpalette“: „Der Film soll eine Warnung sein, das so etwas nie wieder passieren darf.“
Von der Ehrung mit dem Friesland-Taler, für die Prof. Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever, ihn vorgeschlagen hatte, war Schwarz völlig überrascht:
„Damit habe ich nun gar nicht gerechnet.“ Vor der Feierstunde im Neuenburger Schloss hatte er noch an einer Veranstaltung  der Zeteler Grünen an der Gedenkstele an der Horster Straße teilgenommen. Dabei unterstrich der 73-Jährige seine Bereitschaft zur Versöhnung. Christel Menni Schwarz weiß von einer „arischen“ Familie in Edewechter Damm, bei der Teile seiner Familie in der NS-Zeit Zuflucht gefunden hatten. Deshalb sein Fazit: „Es waren also nicht alle so.“

Artikel mit freundlicher Genehmigung: Jeversches Wochenblatt - Friesisches Tageblatt