Langer Kampf um Gerechtigkeit mit Friesland-Taler gewürdigt

Engagement Landkreis ehrt Christel Menni Schwarz – Sinti und Roma als Opfer des NS-Regimes rehabilitiert


Neuenburg/js – Er gilt als Mahner und Mittler, er sucht nicht nach Schuldigen, sondern will die Erinnerung erhalten – und vor allem will er eines: versöhnen: Christel Menni Schwarz (73). Der Vorsitzende des Oldenburger Freundeskreises der Sinti und Roma ist im Neuenburger Schloss mit dem Friesland-Taler ausgezeichnet worden, der höchsten Ehrung des Landkreises.
Der Geehrte, so der stellvertretende Landrat Fred Gburreck, habe es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dass der Völkermord an den Sinti und Roma auch in Friesland als das benannt wird, was er ist: „ein Jahrhundert-Verbrechen“. Gburreck erinnerte daran, dass Sinti und Roma lange um ihre Anerkennung als Opfer des NS-Regimes und um ihre Rehabilitation kämpfen mussten. Vielfach seien nach 1945 falsche Anschuldigungen zur Abwehr berechtigter Entschädigungsansprüche herangezogen worden. Dass nach Jahren der Verdrängung und des Leugnens „auch für diese Bürger Frieslands ein würdiges Erinnern etabliert wird“, sei auch Schwarz’ „Kampf um Gerechtigkeit“ zu verdanken.
Er habe mit seinem unermüdlichen Handeln dafür gesorgt, dass in Zetel-Bohlenbergerfeld – am Ort der Deportation von Familie Frank-Franz – eine Gedenkstele anlässlich der „Erinnerungsorte in Friesland“ errichtet wurde.
Unweit der Stele, an der Horster Straße/Ecke Eschstraße, lebten Angehörige von Schwarz: Grete Frank, ihr Ehemann, der Artist Georg Frank sowie ihre sechs Kinder im Alter von vier bis 13 Jahre. Am 8. März 1943 wurde die ganze Familie in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
Wie sehr Sinti und Roma in der NS-Zeit gelitten haben, weiß Schwarz, der in Bockhorn geboren wurde und heute in der Nähe von Oldenburg lebt, aus Erzählungen seiner Eltern. Mutter Margot Franz durchlitt die KZ Auschwitz-Birkenau, Flossenbürg und Buchenwald und musste die Ermordung ihrer Angehörigen in den Gaskammern miterleben. Vater Friedrich wurde 1938 in Jever verhaftet und war bis 1945 im KZ Sachsenhausen.
2019 besuchte Christel Menni Schwarz mit Familienangehörigen das „Zigeunerlager“ im KZ Auschwitz. Dabei entstand die viel beachtete Dokumentation „Spurensuche“ von Filmemacher Michael Telkmann und Kameramann Omid Mohadjeri. Die Reaktion des heute 73-Jährigen nach der Filmpremiere im Januar 2020 in der jeverschen „Filmpalette“: „Der Film soll eine Warnung sein, das so etwas nie wieder passieren darf.“
Von der Ehrung mit dem Friesland-Taler, für die Prof. Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever, ihn vorgeschlagen hatte, war Schwarz völlig überrascht:
„Damit habe ich nun gar nicht gerechnet.“ Vor der Feierstunde im Neuenburger Schloss hatte er noch an einer Veranstaltung  der Zeteler Grünen an der Gedenkstele an der Horster Straße teilgenommen. Dabei unterstrich der 73-Jährige seine Bereitschaft zur Versöhnung. Christel Menni Schwarz weiß von einer „arischen“ Familie in Edewechter Damm, bei der Teile seiner Familie in der NS-Zeit Zuflucht gefunden hatten. Deshalb sein Fazit: „Es waren also nicht alle so.“

Artikel mit freundlicher Genehmigung: Jeversches Wochenblatt - Friesisches Tageblatt