Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“

„Unser Denkmal darf nicht angefasst werden. Es ist das einzige, was wir haben.
Wer das Denkmal anfasst, tötet unsere Menschen ein zweites Mal“

(Zilli Schmidt, geb. 1924, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau)

„Das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas
in seiner gesamten Ausdehnung darf nicht berührt werden!
Wenn es jemand wagt, werde ich persönlich kommen
und es mit meinem Körper schützen“

(Dani Karavan, Künstler und Schöpfer des Denkmals
für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin)


Mit Bestürzung und Entsetzen haben wir erfahren, dass das nationale Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin durch den geplanten Bau der S21 massiv beeinträchtigt und beschädigt werden könnte. Für uns als Nachfahren der Opfer des deutschen Völkermordes an den Angehörigen unserer Minderheiten ist dieses Denkmal ein unersetzlicher Ort, um den wir lange kämpfen mussten.
Das Denkmal nahe dem Reichstagsgebäude ist ein sehr spätes Bekenntnis der Bundesrepublik Deutschland zur Verantwortung für den Massenmord an bis zu 500.000 Sinti und Roma in Europa, ein Ausdruck der Anerkennung des zugefügten Unrechts. Für die deutschen und für die europäischen Sinti und Roma ist dieser Ort der Trauer und des Gedenkens unantastbar, umso mehr, als unsere während des Zweiten Weltkrieges von Deutschen und ihren Helfern ermordeten Menschen kein Grab haben: Frauen, Männer und Kinder wurden, weil sie Sinti oder Roma waren, in Gruben erschossen und verscharrt oder in den Gaskammern erstickt und anschließend in Krematorien verbrannt. Ihre Asche wurde in der Umgebung verstreut. Für viele deutsche Sinti ist das Denkmal ein symbolisches Grabmal: mulno – ein unverletzlicher Ort, der dem Andenken und der Ehre unserer Toten gewidmet ist.
Das Denkmal ist darüber hinaus das nationale Zeichen gegen Antiziganismus, den Rassismus gegen Menschen mit Romani-Hintergrund.
Das Denkmal ist nicht zuletzt auch ein bedeutsames Gesamtkunstwerk des international anerkannten israelischen Künstlers Dani Karavan und des Musikers, Europaabgeordneten und Sinto Romeo Franz.
Bei den derzeit in Erwägung gezogenen Trassenführungen der S21 wurde diese besondere Bedeutung des Denkmals offenbar nicht beachtet. Das Denkmal würde massiv beschädigt, das Gedenken wäre unmöglich. Das ist unvorstellbar, es ist nicht hinnehmbar und nicht verhandelbar!
Wir begreifen das Denkmal einschließlich des Baumbestands als einen „Zwangspunkt“ im Bauvorhaben, der für den Verlauf der S-Bahn-Trasse maßgeblich sein muss.

Im Namen eines sich breit formierenden Aktionsbündnisses, dem sich bereits jetzt mehrere Landesverbände und bundesweit tätige Einrichtungen der Sinti und Roma angeschlossen haben und das deutschland- und europaweit immer weiter wachsende Unterstützung erhält, fordern wir daher alle Verantwortlichen auf, in den anstehenden Beratungen mit dem Deutschen Bundestag und der Deutschen Bahn eine Trassenführung zu finden, die das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in seiner Gesamtheit nicht antastet und unsere Trauer respektiert.
Dem Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ liegen bereits tausende von Unterschriften gegen eine Beeinträchtigung des Denkmals vor, die von dem Bündnispartner Initiative Sinti-Roma-Pride gesammelt wurden. Das Bündnis wird mit weiteren Aktionen auf die unvorstellbare Geschichtsvergessenheit hinweisen und für die Unverletzlichkeit des Denkmals kämpfen.

Kontakt:
Daniel Strauß
RomnoKher gGmbH
B 7,16, 68159 Mannheim
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Tel: 0176 214 98 662

Alexander Diepold
Hildegard Lagrenne Stiftung
B 7,16, 68159 Mannheim
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Unterstützer des Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“:

Hildegard Lagrenne Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland (Koordination)
RomnoKher gGmbH – Ein Haus für Kultur, Bildung und Antiziganismusforschung (Koordination)
Madhouse München gGmbH
Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg e. V.
Beratungsstelle für gleichberechtigte Teilhabe von Sinti und Roma, Mannheim
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Niedersächsische Beratungsstelle für Sinti und Roma e. V.
Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.
Maro Dromm Sui-Generis e. V.
Sinti & Roma Mittelweser e. V.
Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.
Initiative Sinti-Roma-Pride Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Freudenberg Stiftung
Rom e. V.
Fikri Anil Altintas, Schwarzkopf Stiftung Junges Europa
Lena Prötzel, Programmleitung, Schwarzkopf-Stiftung
Nermin Sali, Bremen

Statements aus der Presseerklärung des Aktionsbündnisses
„Unser Denkmal ist unantastbar!“

am 25.06.2020 – in voller Länge abzurufen auf Youtube
unter https://www.youtube.com/user/romnokher


Zilli Schmidt, 95-jährige Überlebende des NS-Völkermords:

Unser Denkmal darf nicht angefasst werden. Wer das tut, der tötet unsere Menschen ein zweites Mal. Das ist eine große Schande, dass die Deutsche Bahn vergessen hat, dass die Reichsbahn unsere Menschen in die Gaskammern gefahren hat. Eine große Schande wäre das, wenn unser Denkmal angefasst wird. Ich hoffe nicht, dass ihr es tun werdet. Ich bin eine Alte mit 95 Jahren und war in Auschwitz, aber Gott hat mich alleine rauskommen lassen. Meine ganze Familie ist dort vergast worden. Ich hoffe nicht, dass unser Denkmal angefasst wird. Das wär für uns sehr, sehr schlimm. Dann muss ich noch weiter Antidepressiva essen, damit ich abends schlafen kann. Sonst schlafe ich überhaupt nicht. Ich danke euch dafür, ich glaube, dass ihr das nicht machen werdet.
Ich hoffe es nicht, Gott gebe es.

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Dani Karavan, Künstler des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas:

"The monument for the murdered Sinti and Roma of Europa in its entire extent shall not be touched!
A tramway line can be moved but not an art work. Especially in the actual context of racist manifestations, any damage to memorial would be
an injury to the Sinti Roma people If anyone dares to touch any part of the artistic ensemble of the monument I will come personally and protect it with my body, sue the aggressor and make an international scandal about it. The discussion about a possible derogation harms the dignity of the ensemble and has to stop immediately.”

„Das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas in seiner gesamten Ausdehnung darf nicht berührt werden!
Eine Straßenbahnlinie kann bewegt werden, aber kein Kunstwerk. Insbesondere im tatsächlichen Kontext rassistischer Manifestationen wäre jede Beschädigung des Denkmals eine Verletzung der Sinti-Roma Wenn jemand es wagt, einen Teil des künstlerischen Ensembles des Denkmals zu berühren, werde ich persönlich kommen und es mit meinem Körper schützen, den Angreifer verklagen und einen internationalen Skandal darüber machen.
Die Diskussion über eine mögliche Ausnahmeregelung schadet der Würde des Ensembles und muss sofort aufhören.“

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Romeo Franz, Künstler und Mitglied des Europäischen Parlaments:

Ich rede hier heute als Künstler, der das Klangbild am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas komponiert und eingespielt hat. Das Klangbild ist ein Teil dieses Denkmals, das von Dani Karavan entworfen und gebaut wurde. Das Denkmal bezieht sich nicht nur auf den Brunnen und auf die Steine, die um den Brunnen herum liegen, in denen die Namen der KZ-Lager eingemeißelt sind, sondern es bezieht sich auf das ganze Areal, das heißt auch auf die Bäume, die rechts und links stehen, und die Tafeln, die angebracht worden sind, gehören zu diesem gesamten Kunstwerk. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit Dani Karavan tagelang die Installation für den Ton gemacht habe, damit es die richtige Wirkung hat, die es heute hat, die zu dem ganzen Denkmal gehört. Das würde auch bedeuten, wenn Bäume gefällt würden, würde das den gesamten Charakter des Denkmals verändern, und somit wäre dieses Kunstwerk zerstört. Das dürfen wir nicht zulassen und dazu hat sich auch Dani Karavan ganz klar geäußert. Ich weiß noch, wie wir 20 Jahre lang für das Denkmal gekämpft haben und wie erniedrigend diese Zeit war, wie oft wir uns erniedrigt fühlten von dieser Diskussion. Ich kann mich noch gut erinnern, dass man aus unserem Denkmal ein „Zigeuner-Denkmal“ machen wollte und dass man da wenig Empathie hatte.
Jedenfalls sind diese 20 Jahre des Kampfes um das Denkmal unauslöschlich in unser Gedächtnis eingebrannt. Und nun, nach acht Jahren, stellt man sich ernsthaft die Frage oder zieht in Erwägung, wegen einer Bahntrasse unser Denkmal abzubauen oder zu verändern. Diesen Gedanken empfinde ich als eine Schande. Es ist eine Schande, überhaupt diesen Gedanken zu haben und es zeigt, welche Geschichtsvergessenheit Institutionen und auch die Deutsche Bahn hat, dass sie die Bedeutung des Völkermords an unseren Menschen kaum auf dem Schirm haben.
Deswegen fordere ich, dass unser Denkmal nicht angetastet werden darf und zu einem Zwangspunkt erklärt werden muss, der für den Verlauf der S-Bahn-Trasse maßgeblich ist, so wie auch das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

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Alexander Diepold, Hildegard Lagrenne Stiftung:

Die Hildegard Lagrenne Stiftung (HLS) wurde am 25. Oktober 2012, am Tag nach der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, von Sinti und Roma gegründet. Sie ist die erste Stiftung, die ausschließlich aus Mitgliedern mit Romani-Hintergrund errichtet wurde und die sich im Schwerpunkt darauf konzentriert, Bildungsbarrieren zu überwinden, gegen strukturelle und individuelle Benachteiligung einzutreten und sich dafür
stark macht, Bildungskarrieren zu fördern. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, auf Bundesebene eine Vertrauensanlaufstelle für Sinti- und Roma-Organisationen zu werden und Minderheitenorganisationen zu unterstützen.
Als bekannt wurde, dass durch die Baupläne der Deutschen Bahn das Mahnmal der Sinti und Roma beschädigt werden könnte, ist die HLS von vielen Vereinen angerufen worden. Es sind mehrere Petitionen entstanden, in Berlin wurde demonstriert und es formierte sich ein Aktionsbündnis, das deutliche Signale in die Öffentlichkeit setzt, dieses Mahnmal in seiner Gesamtheit zu erhalten, d.h. dass auch keine Teilbeschädigungen passieren dürfen. Der gesamte Stiftungsrat der Hildegard Lagrenne Stiftung hat sich ausdrücklich dagegen verwehrt, dass dieses Mahnmal angetastet wird.
Frau Prof. Rita Süssmuth, ehemalige Bundestagspräsidentin, ist im Stiftungsrat. Sie sagt: „Jeder Tag, an dem darüber diskutiert wird, ob dieses Mahnmal abgebaut werden muss zugunsten einer Trassenführung, ist eine Verletzung der Würde von Sinti und Roma. Das Mahnmal ist ein symbolisches Grabmal, ein historischer Ort der Erinnerung, der in seiner Kontinuität nicht unterbrochen werden darf.“ Legt man 2026 als Baubeginn zugrunde, so muss mit einer Bauzeit von ca. 10 Jahren gerechnet werden, in denen das Mahnmal nicht mehr besucht werden kann. In 16 Jahren wird es keine Zeitzeugen mehr geben und auch die ersten Nachkommen unserer Zeitzeugen werden größtenteils nicht mehr leben. Die Unterbrechung der Erinnerung würde zur Kultur des Vergessens werden. Mit dem Aktionsbündnis soll das verhindert werden.

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Verena Lehmann, Initiative Sinti-Roma-Pride:

Die Initiative Sinti-Roma-Pride schließt sich ebenfalls dem Aktionsbündnis “Unser Denkmal ist unantastbar“ an.
Dieses Denkmal ist der Ort, an dem Sinti und Roma aus ganz Europa um ihre Menschen trauen, die vom Naziregime ermordet wurden. Sie wurden im Auftrag der Nationalsozialisten auf eine Reise in ihren sicheren Tod geschickt.
Die Orte, zu denen sie gebracht wurden, haben Namen wie Auschwitz, Buchenwald, Ravensbrück, Dachau, Bergen-Belsen, Plaszow und so viele andere innerhalb ganz Europas.
An unserem Denkmal befinden sich rund herum Pflastersteine, auf denen namentlich jede dieser wahrgewordenen Höllen auf Erden verewigt ist, an denen so viele unserer Menschen den Tod fanden.
Und wir werden nicht zulassen, dass auch nur ein einziger Stein dieses Mahnmals auch nur annährend versetzt wird. Denn dieses Denkmal symbolisiert für so viele das Grab, das unsere Menschen nie bekommen haben. Es ist ein Mahnmal, dass daran erinnert, an welche Orte des Grauens sie über die Eisenbahnwaggons und Bahngleise der Deutschen Reichsbahn gebracht wurden.
Dass wir 75 Jahre später erfahren müssen, dass es ausgerechnet wieder Bahngleise sind, die das Gedenken an die ermordeten Sinti und Roma beschädigen, ist deshalb umso schmerzlicher.
Denn auch wir sind Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland und bekommen doch immer wieder auf geschichtsvergessene Art und Weise gezeigt, dass der Völkermord an unseren Menschen scheinbar vergessen werden soll und in diesem Land nicht allen Bürgern ein gleichwertiges Gedenken ihrer Toten zugestanden wird. Und es ist auch nicht nur ein Mahnmal für die Sinti und Roma dieses Landes, sondern gedenkt allen Sinti und Roma in ganz Europa und wir fragen uns ernsthaft, wie Sie die Beseitigung eines Trauerortes für Menschen auf gesamter europäischer Ebene rechtfertigen wollen. Die Initiative Sinti-Roma-Pride hat daher die Online-Petition ‚Das Mahnmal der ermordeten Sinti & Roma bleibt!‘ ins Leben gerufen (https://www.change.org/p/deutsche-bahn-ag-das-mahnmal-der-ermordeten-sinti-roma-bleibt). 6300 Menschen haben diese Petition bis heute unterschrieben. Die Unterschriften stammen nicht nur von uns Sinti und Roma, sondern von Bürgern aller Orte dieses Landes, die sich mit der Community der Sinti und Roma solidarisieren. Sie empfinden es ebenfalls als Schande, dass überhaupt der Gedanke gefasst wurde, das Denkmal anzutasten. Wir fordern daher von Ihnen, alles dafür zu tun, damit das Denkmal in seiner Gesamtheit erhalten bleibt. Dazu stehen Sie in Ihrer geschichtlichen Verantwortung. Werden Sie dieser Verantwortung nachkommen?

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Mario Franz, Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.:

Keine Zerstörung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma! Nach dem bisherigen Sachstand soll die Trassenführung der neuen Berliner S-Bahnlinie unter dem Mahnmal verlaufen. Ein Teil des Denkmals würde für die Öffnung der Baugrube beseitigt. Das Mahnmal würde zerstört. Ein Grabmal würde beschädigt werden und damit das Andenken an die Opfer. Es handelt sich deshalb für uns nicht um einen temporären Eingriff. Die Überlebenden der Todesmaschinerie des „Dritten Reichs“ unter den Sinti und Roma sowie ihre Nachkommen mussten 70 Jahre um diese Anerkennung kämpfen - dass endlich eine Gedenkstätte in der Hauptstadt an einem zentralen Ort geschaffen wurde, die an ihre Verfolgung gemahnt und die Opfer würdigt. Sinti und Roma waren viel zu lange ohne Heim und ohne Grab. Endlich, vor nicht ganz acht Jahren, wurde am 24. Oktober 2012 im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck das Denkmal eingeweiht. So viele unter den europäischen Sinti sowie Roma verstanden dies als grundlegenden Schritt zur Versöhnung durch Anerkennung. Die geplante Beschädigung oder gar Zerstörung des Mahnmals reißt kaum verheilte Wunden der Verfolgung und Ermordung hunderttausender Sinti und Roma wieder auf und wirkt wie ein Schlag ins Gesicht aller Überlebenden der Verfolgten des Naziregimes. Ein derartiges Vorgehen wäre nicht nur pietätlos, sondern zugleich auch Dokument für einen unreflektierten Umgang mit der eigenen nationalsozialistischen Geschichte. Die Berliner Verkehrsbetriebe setzten im Zweiten Weltkrieg tausende Zwangsarbeiter ein. Die Reichsbahn deportierte Juden und Roma sowie Sinti Richtung Osten in die Todeslager. Wer einmal Konzentrationslager wie Auschwitz besucht hat, hat als ersten und bleibenden Eindruck die, für Millionen von Menschen in den Tod führenden, Bahnschienen vor Augen.
Ein Denkmal, wie das Mahnmal in Berlin, wird von Sinti und von Roma stellvertretend als Grabmal und Andenken für Hunderttausende von ermordeten Angehörigen empfunden, die von den Nationalsozialisten verbrannt und namenlos verscharrt wurden. Es ist kein Show-Objekt.
Das Andenken an Verstorbene hat bei Sinti schon aus der Verfolgungsgeschichte, aber auch aus ihrer Kultur heraus den höchsten Stellenwert, denn aufgrund der immer wieder kehrenden Verfolgungen und Repressalien gab es nur selten ein - an die Ermordeten erinnerndes - Kleinod oder ein Bildnis. Es ist unter anderen deshalb weder verkäuflich noch soll damit Tauschhandel betrieben werden.
Es steht für die Überlebenden und ihren Nachkommen unter absolutem Kulturschutz und ist unantastbar.
Auch in einem allgemeinen kulturellen Verständnis ist es nicht möglich, eine Straße durch einen Friedhof zu bauen, der noch genutzt wird – und dafür steht stellvertretend das Denkmal - ohne den Ort zu entweihen und die Angehörigen zu verletzen, wäre dieser Vorgang nicht möglich.
Das Mahnmal ist für uns unantastbar, ein Abbau, seine Zerstörung oder Verlegung nicht verhandelbar. Wir fordern alle Beteiligten und Verantwortlichen auf, nach einer anderen Lösung zu suchen!